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BeitragThema: -Geißels Geschichte-   -Geißels Geschichte- EmptyMi 30 Jan 2013, 00:48

PROLOG:
Irgendwo, in einem Zweibeinernest, liegt eine dunkelgraue Kätzin, die gerade ihre Jungen erwartete. Mit dabei war eine braun und weiß getigerte Kätzin, die neben der grauen Hauskatze am Rande des Korbes saß. „Nur noch ein bisschen, Quince, gleich hast du es geschafft.“, feuerte sie die Graue an. „Ach Muskat, wenn es doch nur einfach wäre.“, antwortete Quince unter großer Anstrengung. Mittlerweile waren schon zwei kleine Kätzchen auf der Welt, die neben der Flanke ihrer Mutter saßen. Nun kam auch das letzte Junge auf die Welt. Erleichtert atmete Quince auf und begutachtete die drei kleinen Fellknäuel.

Das eine Junge war überall schwarz, nur an der Schnauze, an der Schwanzspitze und an den Pfoten war es weiß. Das nächste Junge sah Quince sehr ähnlich, nur war ihr Fell etwas heller. Und zum Schluss war noch ein schwarzes Junge mit einer weißen Pfote. Allerdings war es kleiner als seine Geschwister. „Er wird bestimmt noch wachsen.“, munterte die braun-weiße Kätzin sie auf. Mit strahlendem Gesicht fuhr Quince ihre Zungen über ihre drei Neugeborenen, um sie zu säubern und zu wärmen. Daraufhin fragte Muskat: „Wie willst du eigentlich deine Jungen nennen?“ Eine Weile dachte die dunkelgraue Kätzin nach, bevor sie miaute: „Also, der schwarze mit den weißen Pfoten, Schnauze und Schwanzspitze wird Socks heißen. Die Kleine mit dem helleren grauen Fell wird Ruby heißen. Und der kleinste von ihnen wird…Tiny heißen.“ Nun legte sich Quince auf die Seite, damit sie ihre Jungen säugen konnte.

„Nicht mehr lange, und du wirst auch Junge haben.“, flüsterte Quince zu Muskat, während ihr Augen dabei zufielen. Inzwischen schlich sich Muskat davon, zurück zu ihrem Garten.



Währenddessen in einem anderen Zweibeinernest…



Eine schildpattfarbene Kätzin saß in ihrem Korb, daneben eine hellbraune Kätzin und ein schwarz-brauner Kater. „Und Bella, wie wirst du dein Junges nennen?“, fragte die hellbraune. Neben der Flanke von der schildpattfarbenen war nur ein einziges Junges. Es war schneeweiß. „Ach Lucy, warum mussten nur meine anderen Jungen sterben?“, fragte sie ihre Freundin betrübt. Nun fügte auch der schwarz-braune hinzu: „So ist das Leben. Nur die stärksten überleben. Du solltest froh sein, dass dieses Junge überlebt hat.“ Bella nickte zu ihm und miaute nun: „Du hast recht, Fridolin, am besten werde ich die Kleine Snow nennen, wegen ihrem schneeweißen Fell.“ Liebevoll leckte sie der Kleinen über ihren Körper und verströmte dabei Milchgeruch. Sie legte sich auf die Seite und ließ Snow von ihr säugen. Leise schlichen sich Fridolin und Lucy hinaus und trafen dabei auf Muskat.

„Und, hat Quince auch ihre Jungen bekommen?“, fragte Lucy sie neugierig. Muskat leckte sich über ihren angeschwollenem Bauch, bevor sie erzählte: „Ja, hat sie, und es sind hinreißende Junge. Dass eine ist schwarz und hat eine weiße Schnauze, weiße Pfoten und eine weiße Schwanzspitze und heißt Socks. Die andere sieht ihrer Mutter sehr ähnlich, nur hat sie ein etwas helleres Fell und trägt den Namen Ruby. Das letzte Junge ist ein wenig kleiner als seine Geschwister, ist schwarz und hat eine weiße Pfote und sein Name lautet Tiny. Wie geht es den Jungen von Bella.“ Fridolin verkündete stolz: „Nun ja, ich bin ja blind und so, aber ich weiß noch, dass nur ein einziges Junge die Geburt überlebt hat. Die anderen waren Totgeburten. Genau deswegen, wegen ihren weißen Fells, hat sie den Namen Snow.“ Lucy nickte bestätigend. Alle drei verabschiedeten sich und gingen in ihre Gärten zurück.

So, ab diesem Kapitel kommt wieder meine berühmte Ich-Perspektive von den Charaktern.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~Tiny~

Es war ein Morgen wie jeder andere. Die Sonne schien durch das Fenster, und meine eisblauen Augen öffneten sich. Wie immer lag ich allein in einem Korb, zusammen mit meinem Bruder, Socks, und meiner Schwester, Ruby. Meine Mutter, Quince, nennt mich Tiny, weil ich kleiner war als meine Geschwister. „Achtung, hier komme ich.“, rief eine mir bekannte Stimme. Meine Schwester rammte mich zu Seite, während mein Bruder nur dastand und lachte.

„Ruby! Socks! Kommt sofort hierher.“, rief unsere Mutter nach meinen Geschwistern. Beide schauten sich an und sprangen aus dem Korb, während ich hinterherlief und heraus stolperte. „Wie oft habe ich euch gesagt, dass ihr nicht so grob mit eurem Bruder umgehen sollt.“, schimpfte meine Mutter die Beiden. Ich hasste es, klein zu sein. Wenn ich doch nur wachsen könnte. Dass einzige, was ich wollte ist, dass mich Ruby und Socks mich ein bisschen mochten. „Aber Mama, er ist schwach und wimmert zuviel und es macht keinen Spaß mit ihm zu spielen.“, protestierte meine Schwester. Aber meine Mutter erwiderte nur: „Er ist dein Bruder, du solltest ihn besser behandeln. So ein Verhalten will ich nicht noch einmal erleben, haben wir uns verstanden?“

„Ja Mama.“, miauten die Beiden kleinlaut. Unsere Mutter schaute uns danach lächelnd an, als sie verkündete: „Wie auch immer, ihr seid jetzt alt genug, um nach draußen zu gehen. Wir gehen heute in den Garten.“ Aufgeregt hüpften wir drei auf und ab. Schon seit Monaten freute ich mich schon darauf. Nach einigen Minuten waren wir schließlich in unserem Garten. Alles sah anders aus als drinnen. Es standen Bäume und viele Sträucher, wo man sich verstecken konnte. Auf einmal fiel mir ein Loch am Zaun auf, der zu einem Wald führte. Währenddessen spielten meine Geschwister mit einem Jungen, der eine Art Feder an einer Schnur befestigt hatte. Gerade hatte Socks die Feder geschnappt und wieder losgelassen. Dies wäre meine Chance zu beweisen, dass ich nicht zu schwach war.

„Was willst du Zwerg?“, fragte mich Ruby genervt, als ich neben ihr stand. Daraufhin antwortete ich entschlossen: „Ich zeige euch mal, wie gut ich fangen kann.“ Dabei rollten meine Geschwister mit den Augen und schüttelten den Kopf, sagten aber nichts. Zuerst wartete ich einige Sekunden ab, während die Feder sich leicht hin und her wehte. Nun kam meine Chance, sprang auf die Feder zu schnappte sie und rannte. Dabei sagte ich: „Ich hab es, ich hab es.“ Doch mein Bruder riss mir die Feder weg. „Mit dir macht es keinen Spaß zu spielen.“, fauchte Ruby mich leicht an. „Du machst es ganz falsch.“ „Aber ich hatte es doch gefangen.“, maunzte ich kleinlaut und verkroch mich schnell in das nächste Gebüsch. Plötzlich hörte ich aus dem Nachbargarten ein weiteres miauen, als ich traurig den Kopf hinabließ.

Da ein kleines Loch am Zaun war, wagte ich einen Blick und sah eine schildpattfarbene Kätzin, zusammen mit einem schneeweißen Kätzchen, etwa in meinem Alter. Sie spielte gerade mit einem kleinen, grünen Ball. Wenn doch jemand auch mit mir spielen würde, aber das würde sowieso nie passieren.


~Quince~

Langsam kam der Abend, und ich musste meine drei Lieblinge hineinholen. „Tiny! Socks! Ruby! Zeit ins Körbchen zu gehen.“, rief ich den drei zu und kamen angerannt. Nach dem Abendessen erzählte ich noch eine kleine Geschichte, als mich Tiny fragte: „Sag mal, Mama, weißt du etwas über den Wald?“ Nachdenklich fügte ich hinzu: „Ein bisschen. Dein Vater saß jede Nacht zusammen mit mir am Zaun, schaute immer in den Wald. Einmal hatte er sogar einen Ausflug dorthin gemacht. Er erzählte mir, dass sich viele wilde und unheimliche Bestien aufhielten, die lebendes Futter aßen und sehr brutal sind.“ „Gehen wir vielleicht auch einmal in den Wald?“, fragte mich Tiny neugierig.

„Nein, hier bist du sicherer. Glaub mir, das ist hier ist dein Platz. Diese Waldkatzen sind eine Geißel auf allen Namen der guten Katzen.“ Mit diesen Worten sprang ich aus dem Korb. Dabei miaute ich noch zu meinen Jungen: „Jetzt schlaft ihr drei. Morgen gehen wir nochmal nach draußen, und da will ich euch jemanden vorstellen.“ Nachdem sie eingeschlafen waren, schlich ich mich zu einem Bild von meiner Liebe, Jake. „Du kannst stolz auf sie sein.“, sprach ich zu seinem Bild. „Sie haben zwar nicht dasselbe Fell wie du, aber ich sie haben deinen Mut und deine Abenteuerlust geerbt. Sie werden einmal so großartige Katzen wie du, mein Lieber.“ Sie kannten ihren Vater nicht, denn kurz nach ihrer Geburt verschwand er spurlos. Jedenfalls rollte ich mich zusammen und schlief nun auch ein.

-Snow-
„Beeil dich Snow, heute will ich dir jemanden vorstellen.“, rief meine Mutter zu mir, als ich noch mein Napf voller Katzenfutter fraß. „Ich bin ja gleich fertig.“, maunzte ich als Antwort und rannte nun zu ihr. Es war schön neue Katzen kennen zu lernen. Die einzigen, die ich kannte, waren Lucy und Fridolin. Gemütlich stolzierten wir aus unserer Katzenklappe und liefen in Richtung Nachbargarten. Mama meinte, wir würden heute eine Freundin besuchen, die auch Junge hat. Angekommen begrüßte meine Mutter eine dunkelgraue Kätzin und stellte sie mir auch gleich vor: „Quince, das ist meine Tochter Snow, und Snow, das ist Quince.“ Respekvoll senkte ich meinen Kopf. Danach deutete sie mit ihrem Schwanz auf zwei weitere Kätzchen in meinem Alter. Das eine war grau, das andere schwarz mit weißen Pfoten, einer weißen Schnauze und Schwanzspitze. Verspielt hüpfte ich zu ihnen und begrüßte sie: „Hallo ihr Beiden, mein Name ist Snow, und wer seid ihr?“ Sie sahen sich gegenseitig an und der schwarze sagte zu mir: „Mein Name ist Socks und das ist meine Schwester Ruby. Hast du Lust mit uns zu balgen?“

„Au ja.“, antwortete ich begeistert und stürzte mich auf die Beiden. Sie waren etwas größer als ich, aber trotzdem war ich stärker als sie und drückte Beide zu Boden. Doch Ruby stand schon auf und biss mir in mein Ohr. Socks packte mich an meinem Schwanz und drückte mich nun zu Boden. „Gut so Socks.“, rief nun Quince aus der Ferne. „Los zeig es ihnen, Snow.“, feuerte mich meine Mutter an. Viele heitere Minuten vergingen, als mir plötzlich ein kleinerer, schwarzer Kater mit einer weißen Pfote auffiel. Er saß ganz allein am Busch und sah traurig aus. „Ruby, Socks, wer ist der kleine Kater hier?“, fragte ich die Beiden neugierig. Ruby sah zu ihm und antwortete etwas genervt: „Das ist nur Tiny, beachte ihn nicht.“ „Aber kann er denn nicht mit uns spielen? Er sieht so einsam aus.“, protestierte ich nun, aber Socks fauchte nur: „Er ist nichts weiter als ein Baby, der immer nach Mama schreit. Mit ihm macht es nie Spaß zu spielen, wir mögen ihn nicht.“

Ich selbst hatte zwar keine Geschwister, aber das ging nun zu weit. „Wisst ihr was, ihr seid dämliche FLOHBÄLLE!“, schrie ich wütend die Beiden an. „Wenn ihr so gemein seid, will ich nie wieder mit euch spielen.“ Wütend trottete ich von den Beiden weg und ging nun zu dem kleinen Kater hin. Dieser schaute nun hoch und sah mich mit seinen eisblauen Augen an. „Was willst du, willst du mir sagen, dass ich ein kleines Würstchen bin und ein dummer Fellball bin?“, winselte er kleinlaut. Er sah wirklich traurig aus, doch ich sagte freundlich: „Ach nein, ich bin gekommen um mit dir zu spielen.“ Nun sah er mich verdutzt an. „Wie, aber du willst ganz bestimmt nicht mit einem Zwerg spielen.“ Nun protestierte ich: „Doch, ich will mit einem Zwerg spielen, weil ich nämlich auch eine bin, naja fast.“ Ich reichte Ruby und Socks nur bis zur Schulter, gleichzeitig reichte mir auch Tiny zur Schulter. Angriffslustig stürzte ich mich auf ihn und drückte ihn zu Boden. Doch seine kleinen Krallen kratzten mich am Bauch und musste loslassen. Jetzt rammte er mich zu Seite, und das mehrere Male. Nach vielen Stunden lagen wir keuchend am Boden.

„Sag mal, wie ist dein Name?“, fragte mich Tiny nun. „Ich heiße Snow, deinen kenne ich schon. Der lautet Tiny.“, antwortete ich zurück. Dabei hielt ich seine Pfote nun fest. „Wir sind doch ab jetzt Freunde, oder?“, fragte ich ihn neugierig. Er blickte mich strahlend an und sagte: „Aber natürlich sind wir jetzt Freunde, Freunde für immer.“ Unsere Pause wurde unterbrochen, als uns unsere Mütter riefen. „Ich muss jetzt nach Hause, aber morgen komme ich wieder, versprochen.“, verabschiedete ich mich von ihm. Vorher rief er noch zu mir: „Und dann spielen wir wieder balgen und verstecken.“ Zuhause machte ich es mir bequem und erzählte stolz meiner Mutter: „Ich habe jetzt einen neuen Freund, und er heißt Tiny.“ Sie sah mich stolz an und legte sich auch hin. „Du wirst ihn morgen wiedersehen, aber jetzt schlafe.“, flüsterte sie zu mir. Mit einem Gähnen wurde ich nun in die Traumwelt gefangen. Dort spielte ich mit Tiny viele lustige Spiele und wir Beiden würden Ruby und Socks auslachen, weil sie bei einem Spiel verloren hatten. Morgen werde ich wieder mit ihm spielen.


~Tiny~

Die nächsten Tage wurden immer spaßiger und interessanter. In Snow habe ich endlich jemanden gefunden, der mich nicht wegen meiner Größe lustig macht. Wir spielten viele tolle Spiele und wurden die besten Freunde aller Zeiten. Eines Morgens wollten mich Ruby und Socks, wie immer, mich nicht mitspielen lassen. Zum Glück kam mich Snow wieder besuchen. „Guten Morgen Snow.“, begrüßte ich sie wie immer. „Hallo Tiny.“, antwortete sie zurück und leckte mir über mein Ohr. Dabei musste ich laut schnurren. „Tiny und Snow sitzen auf einem Baum, schmusen rum, man glaubt es kaum.“, riefen meine Geschwister zu mir, aber wir antworteten: „Ihr seid doch nur neidisch.“ Schon seit Tagen ging es mir so gut wie nie. Vorallem, da ich etwas ganz Besonderes vorhatte.

„Sag mal Snow, willst du vielleicht mit mir in den Wald gehen?“, fragte ich meine Spielkameradin. „Ich weiß nicht, meine Mama sagt mir immer, halte dich ja vom Walde fern, denn alle Waldkatzen sind die Geißel auf allen Namen der guten Katzen.“, miaute sie etwas ängstlich. „Sei doch kein Angsthase.“, neckte ich sie und ließ sich doch umstimmen. Als meine Mutter und meine Geschwister nicht hinsahen, schlichen wir uns zum Gebüsch direkt zum Loch am Zaun. Da wir Beide doch etwas klein waren, ok Snow war etwas größer als ich, passten wir prima durch das Loch. Im Wald gab es viel mehr zu sehen als im Garten. Überall zwitscherten die Vögel, man konnte viele Eichhörnchen beim Astturnen zusehen und einige Mäuse flitzten an uns vorbei. Auf einmal war ein Geräusch, und Snow erschrak sich bis ins Knie. Schnell nahm ich sie an meiner Flanke und flüsterte zu ihr: „Ist schon ok, du bist nicht allein, ich bin ja auch hier.“ Bei den Worten wurde mir rot und ich drehte mein Gesicht schnell um.

Doch noch etwas schien sie zu beunruhigen. „Tiny, wir sollten verschwinden.“, maunzte sie kleinlaut, doch es war zuspät. Noch bevor wir wegrennen konnten, standen drei große Katzen vor uns. Der eine hatte ein abstehendes, graues Fell mit dunklerem Flecken und einem weißen Gesicht. Der andere war dunkelbraun getigert und kleiner als der Graue. Die andere wiederrum hatte langes, blaugraues Fell. „Sieh an, wenn das nicht zwei Hauskätzchen ist.“, fauchte der Graue uns Beide an. „Tigerpfote, greife sie sofort an.“ „Jawohl, Distelklaue.“, antwortete der mittlere von den Katzen und ging auf uns zu. „Tiny, ich habe Angst.“, flüsterte Snow zu mir. „Wir kommen schon da sicher raus.“, flüsterte ich zurück mit zittriger Stimme. Die Krallen von den getigerten Kater gingen direkt auf Snow zu, doch sprang ich schnell dazwischen und bekam ein paar Kratzern ab. Nun wurde es doch ernst, denn er richtete die Krallen nun auf meine Kehle.

Zum Glück sprang die blaugraue Kätzin dazwischen und fauchte: „Tigerpfote, Distelklaue, hört sofort auf.“ Doch dieser meine nur: „Blaupelz, wie kannst du nur einem Hauskätzchen helfen, sie sind Eindringlinge und müssen vernichtet werden.“ Doch sie drehte sich um und sagte mit ausdrucksloser Miene: „Aber die Beiden sind noch Junge, und nach dem Gesetz der Krieger ist es verboten, ein Junges anzugreifen, egal ob es aus einem anderen Clan kommt oder in keinem ist. Außerdem haben die Beiden ihre Lektion gelernt, oder?“ Ihr Blick fiel nun auf uns, und wir Beide nickten erschrocken. Dann deutete die blaugraue Kätzin in einer tieferen Stelle im Wald und die beiden anderen folgten ihr. Wir hatten nochmal Glück im Unglück.„Lass uns nach Hause gehen.“, miaute ich zu Snow und sie nickte. So schnell uns die Beine trugen, kamen wir wieder am Zaun an. Wir merkten nicht, dass die Sonne bereits unterging. „Also, wir sehen uns morgen Tiny.“, verabschiedete sich Snow von mir. Ich winkte ihr mit der Pfote zu, bevor nun auch ich in meinem Garten zurücklief.

„Was heißt, du hast drei Waldkatzen gesehen?“, fragte mich meine Mutter ungläubig, als ich ihr die Geschichte von meinen heutigen Erlebnissen erzählte. „Du bist einfach abgehauen, ohne mir zu sagen wo du warst?“, fragte sie mich weiter. „Aber die Geschichte ist wahr.“, protestierte ich nun. „Hör auf solche Märchen zu erzählen, so wirst du niemand anderen finden und wenn du weiter so machst, wirst du dein ganzes Leben lang Hausarrest bekommen.“, schimpfte sie mit mir. Nun wurde es zuviel und ich schrie sie an: „DASS IST GEMEIN, IMMER BEVORZUGST DU RUBY UND SOCKS, UND ICH KRIEGE DEN MEISTEN ÄRGER, DU BIST DIE BLÖDESTE UND MÄUSEHIRNIGSTE MUTTER DIE ICH HATTE!“ Dabei kratzte ich sie in ihre Beine und rannte schnell in meinen Korb. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben. Mama hatte Ruby und Socks sowieso lieber als mich und hat mich nur dann lieb, wenn sie mich ärgerten. Als es dunkel wurde, kam plötzlich meine Schwester zu mir und flüsterte: „Hey Tiny, ich muss dir was sagen.“ Verärgert wachte ich auf und fauchte: „Was willst du? Ich weiß dass du wieder schlimme Sachen über mich sagst.“ Doch diesmal sah sie eher besorgt aus. „Aber weißt du es nicht, wenn Zweibeiner keine Katzen mögen, werden sie in den Fluss geworfen.“ Als ich dass hörte, kribbelte mir das Bein.

Ich war klein, mag sein, aber würden sie mich deswegen in den Fluss werfen? „Ist es wahr?“, fragte ich nun Socks und dieser sagte mit finsterer Miene: „Und ob das wahr ist und morgen wird es soweit sein, da werden wir neue Besitzer bekommen. Und wenn du keinen findest, wirst du in den Fluss geworfen.“ In dem Augenblick kam meine Mutter und sagte: „Ruby! Socks! Ihr sollt schon längst schlafen.“ Die beiden nickten nur beschämt und rollten sich wieder zusammen. Ich dagegen konnte die ganze Nacht lang nicht schlafen. Mir blieb nur noch eine Wahl, damit ich nicht in den Fluss geworfen werde. Aber dadurch werde ich alles verlieren. Es tut mir leid Snow, aber ich muss von hier weg.





~Snow~

Die Nacht war wie immer ruhig. Schnurrend lag ich neben meiner Mutter und träumte über die heutigen Ereignisse. Wie Tiny mich weggeschubst hatte, nur um mich vor dem getigerten Kater zu schützen. Die Ruhe wurde aber unterbrochen, als ein entsetztes Miauen zu hören war. „Bella, Snow, sofort aufwachen, das Nachbarhaus steht in Flammen.“, rüttelte uns jemand. Es waren Lucy und Fridolin. Tatsächlich konnte ich den Geruch von Rauch riechen. „Raus hier, sonst könntet ihr auch noch verbrennen.“, hetzte uns Fridolin, und tatsächlich gelang es uns, nach draußen zu kommen. Überall standen verängstigte Katzen. Ob Tiny und die anderen auch hier waren? Schnell suchte ich sie und konnte tatsächlich Quince und deren Jungen sehen. „Mama, bitte lass mich zu Tiny gehen.“, bettelte ich sie an. „Einverstanden, aber haltet euch von den Häusern fern.“, warnte mich meine Mutter. Voller Freude begrüßte ich Tiny: „Mein Freund, wie schön dass es dir gut geht.“ Er blinzelte etwas verängstigt zu mir und begann ein wenig mit mir zu spielen. Ein schöner Moment bei dem Feuer. Und die Feuerwehr war noch nicht im Sicht.

Noch immer tobten wir, als eine braun-weiß getigrte Kätzin verzweifelt miaute: „Sammy, mein armer Sammy, er ist doch noch in dem Haus drinnen.“ Niemand konnte sie hören, außer mir. Abrupt beendete ich das Spiel und rannte zu Muskat, so hieß nämlich die braun-weiße Kätzin. Neben ihr lag Prinzessin und zwei weitere Katzen. Verwundert fragte ich sie: „Wo ist dein Bruder?“ Entsetzt jaulte sie: „Er ist noch im Haus drinnen. Wir haben ihn vergessen zu warnen, oh bitte hilf ihm.“ Obwohl ich Feuer hasste, rannte ich so gut ich konnte durch die Katzenmenge und kam an das brennende Haus an. Am oberen Fenster konnte ich etwas flammenfarbenes sehen. Sammy war tatsächlich noch da drinnen. „Halte durch.“, schrie ich zu ihm und kletterte über dem Zaun und rannte durch eine Kellertür. Von dort aus ging es ins brennende Wohnzimmer. Die Treppe stand zum Glück noch nicht im Flammen, sodass ich hochklettern konnte. Endlich erreichte ich Sammy und sagte ihn warnend: „Du musst schnell von der Treppe aus durch das Wohnzimmer in den Keller, dann kommst du in den Garten und springst schnell über den Zaun.“ Ängstlich nickte er zu mir und tapste so schnell er konnte, hinaus aus dem Zimmer. Doch ehe wir ankamen, brannte die komplette Treppe.

Wir waren verloren. Es gab keinen Ausweg mehr aus der brennenden Falle. Doch bevor Sammy und ich die Hoffnung aufgaben, kam ein schwarz-brauner Kater an und deutete uns einen Weg zum Fenster. „Beeilt euch ihr Jungen, sonst sind wir alle drei nur noch Räucherkatzen.“, hetzte uns Fridolin. Zuerst sprang Sammy hinaus, doch bevor ich raussprang, sah ich, wie Fridolin von dem Feuer eingeschlossen wurde. „Lauf Snow, du musst dein eigenes Leben retten.“, hustete und keuchte er zu mir. Ich wollte Fridolin nicht allein lassen, aber schweren Herzens sprang nun auch ich hinab ins Freie. Endlich rannten wir zu Muskat, die sich auch schon auf Sammy hinabfiel. „Oh Sammy mein Kleiner, bitte mache mir nie wieder so eine Angst, verstanden?“ Er antwortete: „Ja Mama, ich verspreche es.“ Nun kamen auch Tiny, Lucy und meine Mutter zu mir. „Snow, was wäre wenn ich dich verloren hätte.“, nahm mich meine Mutter an ihre Schulter weinend. „Ich hätte es mir niemals verziehen.“ Fragend sah mich Lucy an: „Wo ist Fridolin?“ Enttäuscht drehte ich meinen Kopf weg und wisperte leise: „Er ist…er ist tot.“ Dabei fiel mir eine dicke Träne von meinem Auge und Tiny setzte sich hin und versuchte mich zu trösten. Lucy sah kopfhängend zum brennenden Haus.

„Er hat sein Leben riskiert, um meine Tochter zu retten.“, tröstete meine Mutter sie. Jeder ahnte, was für Gefühle Lucy für diesen blinden Kater hatte. Aber nun war es vorbei mit ihm. Nachdem die Feuerwehr den Brand an allen Häusern gelöscht hatte, holten einige von ihnen etwas Rußiges und schwarzes heraus. Als wir es näher betrachteten, wurde meine Vermutung wahr. Der tote Kater war tatsächlich Fridolin. Weinend rannte Lucy zu ihm und hielt ihren Kopf an seiner Flanke. „Frido, warum musste es dir passieren? Ich hatte dir noch nie gesagt, wie sehr ich dich liebe.“ Muskat kam nun zu uns und gesellte sich zu Lucy. Wir Kätzchen dagegen mussten schlafen gehen. Ich konnte Tiny nicht einmal gute Nacht sagen, denn seit dem Feuer sah er betrübt aus. Hoffentlich wird die Welt morgen besser.


~Snow~

Der nächste Tag wurde nicht mehr so betrübt. Wir hatten die Gelegenheit, Fridolin in seinem Garten zu beerdigen. Als Abschied hatte ich ihm meinen Anhänger von meinem Halsband mit hineingelegt. Aber heute würde ich wieder mit Tiny spielen. Also lief ich los um ihn zu besuchen. Dort angekommen, begrüßte mich Quince auch schon. „Guten Morgen Snow, Tiny wartet schon auf dich.“ Fröhlich rannte ich sofort den kleinen pechschwarzen Kater um. „Grüß dich, mein Freund.“, sagte ich zu ihm strahlend, doch er sah mir nicht in die Augen. „Hör mir gut zu, Snow.“, begann er eine Ansprache ernst. „Wir können heute nicht mehr spielen, ehrlich gesagt können wir nie wieder miteinander spielen.“ Zuerst dachte ich, es wäre nur ein Spaß, da ihn seine Geschwister immer ärgerten. Doch sein Blick verriet mir, dass er es ernst meinte. „Es fällt mir schwer Snow, aber wir können nicht länger Freunde bleiben.“, maunzte er. „Aber…ich dachte wir würden uns gut verstehen, warum willst du nicht mehr mein Freund sein?“, fragte ich ihn weniger gut gelaunt. Doch er erwiderte meine Frage nur: „Es tut mir Leid, du würdest dass nicht verstehen.“ Nun kamen mir die Tränen. Tiny war bisher mein bester Freund gewesen, und nun will er nicht mehr mit mir spielen?

Wütend und traurig schrie ich ihn an: „WIE KANNST DU NUR, ICH DACHTE DASS WIR FREUNDE FÜR IMMER WÄREN. WENN DU NICHT SAGST WARUM, WILL ICH NIE WIEDER WAS MIT DIR ZUTUN HABEN!“ Dabei biss ich ihm so kräftig ins Ohr, dass er laut aufjaulte. Dann rannte ich weinend weg zu meiner Mutter. Diese fragte mich verwundernd: „Snow, meine Kleine, was ist los, warum weinst du denn?“ Schnell presste ich meinen Kopf gegen ihre Brust und ließ alles raus, was sich an Traurigkeit angesammelt hatte. Warum nur wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben? Nachdem ich es ihr erzählt hatte, meinte sie: „Du Arme, aber bestimmt würden auch Prinzessin und Sammy mit dir spielen.“ „Aber das ist nicht das Gleiche.“, protestierte ich. Aber nun stieß mich meine Mutter um und musste dabei lachen. Auch ich lachte mit. „Also was meinst du, gehen wir zu Muskat?“, fragte sie mich. „Ok.“, miaute ich kleinlaut, denn noch immer war ich traurig wegen der Sache mit Tiny.



~Tiny~

Ich wollte sie doch nicht zum Weinen bringen, aber wie hätte ich ihr erklären sollen, dass ich abhauen würde. Jedenfalls kamen später zwei Kinder vorbei und wollten mit meinen Geschwistern spielen. Dies war meine Chance, schnell durch das Loch im Garten zu schlüpfen und vom Wald aus ein neues Leben beginnen. Wie immer ging es durch eine Böschung entlang, dann kam ich in der Nähe an einem Fluss, der so schön in der Sonne glitzerte. Auf dem Weg schaute ich immer wieder nach den Waldkatzen, damit sowas wie gestern nicht noch einmal passierte. Ich wünschte das Snow an meiner Seite wäre, aber sie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Immer näher kam ich an die Stelle, wo die drei Katzen uns angegriffen hatten.

Wie waren nochmal deren Namen? Irgendwas von Distelklaue, Tigerpfote und Blaupelz. Ohne sie hätte mich dieser Tigerpfote zum Katzenhimmel gebracht. Eines Tages wird er spüren, wie es ist jemanden anzugreifen. Schon seit dem Abend plante ich an Rache. Als ich nun näher den Waldrand sehen konnte, sprang mir plötzlich eine kastanienbraune Kätzin mit etwas schütterem Fell in meinem Weg. „Na sowas, ein kleines und unschuldiges Kätzchen“ , krächzte sie zu mir und umkreiste mich. Mit bibbernder Stimme miaute ich kleinlaut: „B…bitte tu mir nichts.“ Aus ihrem eindringlichen Blick wurde nun ein freundliches. „Hab keine Angst mein Kleiner, ich wollte dir keine Angst einjagen. Wie heißt du?“ Meine Angst verflog und ich antwortete ihr: „Tiny ist mein Name, und wie heißt du?“ Sie schaute zum Himmel hoch und krächze: „Meine Freunde nennen mich Lola, wenn du willst, kannst du bei uns heute schlafen.“

Was meinte sie mit „uns“? Auf einen Zeichen hin tauchten zwei weitere Katzen auf. Eine war dunkelschildpattfarben und der andere war ein rotbrauner Kater, der mit Narben an den Flanken versehen war. „Darf ich dir meine Freunde vorstellen? Pepper und Oliver, das ist Tiny, und Tiny, das hier sind Pepper und Oliver.“ Respektvoll begrüßte ich die beiden und sie führten mich nun in einer Höhle. Es war bereits dunkel, als wir ankamen. „Für heute kannst du hier schlafen, morgen zeigen wir dir den Waldrand.“, lud mich Pepper ein, in die Höhle zu gehen. Dankend legte ich mich auf einem der Mooshaufen und rollte mich zusammen. Hoffentlich ging es Snow gut? Ob sie noch sauer auf mich ist?



~Snow~


Bereits sind schon Wochen vergangen, und Tiny war noch immer nicht zurück. Vielleicht war ich ja zu streng mit ihm gewesen, weshalb ich jeden Tag ihn besuchen wollte und mich bei ihm entschuldigen wollte. Aber jedes Mal, wenn ich dort stand, sagte Quince dann immer zu mir: „Tut mir leid, meine kleine Snow, aber Tiny ist seit Tagen nicht mehr zu Hause.“ Schließlich gab ich es doch auf und beschäftigte mich damit, nach neuen, persönlichen Schätzen zu suchen. Einmal habe ich etwas, glänzendes, rundes gefunden, was viele Zeiger hatte und Zahlen. Stolz präsentierte ich meiner neuen Freundin, Prinzessin, meinen Fund, aber diese miaute erfreut: „Aber das ist doch die goldene Taschenuhr, die eines meiner Hausleute verloren hatten, danke dass du es wiedergefunden hast.“ Etwas enttäuscht gab ich ihr den Schatz zurück und balgte mich mit ihrem Bruder Sammy, allerdings sollten Muskats Junge schon morgen neue Hausleute finden. Das war natürlich traurig, aber zumindest würden sie nicht einfach weglaufen wie Tiny. Nach einem langen Spieltag kehrte ich wieder nach Hause zu meinen Leuten zurück, als mich plötzlich eine hellbraune Kätzin sanft zur Seite stupste. „Lucy, wie schön dich zu sehen.“, begrüßte ich sie erfreut und hielt meinen Kopf an ihren Schultern. „Hallo Snow, du bist ja aber gewachsen, weißt du zufällig wie es deinem kleinen Freund geht?“

Doch ich schüttelte nur traurig den Kopf: „Ich weiß es nicht, er war nun schon seit zwei Wochen nicht mehr zuhause, das letzte Mal habe ich ihn nur gesehen, als er noch in seinem Garten war, aber da meinte er, wir könnten keine Freunde mehr sein.“ Dabei stiegen mir schon wieder die Tränen hoch und ich wollte nur noch jammern wie ein ausgesetztes Kätzchen, aber Lucy hielt ihre Schwanzspitze vor meinem Mund und sprach zu mir mit tröstenden Worten: „Nun mache dir doch keine Sorgen, ich denke, dass es ihm gut geht, allerdings scheinen seine Geschwister dahinter zu stecken.“ Dabei schaute sie verärgert zu den Häusern, wo Ruby und Socks nun wohnten. Allerdings hielt ich meinen Kopf schief, hinter was sollen die beiden stecken? Doch dann zischte sie zu mir: „Einen Abend, kurz bevor das Feuer begann, hatte ich Tiny und seine Geschwister zufällig am Fenster belauscht. Sie haben auf den armen kleinen Kater eine Lüge aufgetischt, dass, wenn die Felllosen keine Katze haben wollen, dass diese in den Fluss ertränkt werden, dass muss den armen Tiny so verängstigt haben, das er fortgelaufen war.“ Nun konnte ich mir auch erklären, warum er am Abend des großen Brandes auch so ängstlich und betrübt war. „Ich habe ihm Unrecht getan.“, sagte ich traurig. „Ich dachte, er würde mich hassen, aber anscheinend wollte er nicht, dass ich in Gefahr gerate, ich muss meinen Freund finden und ihn um Verzeihung bitten.“ Doch Lucy wollte mich aufhalten und hielt mich an meinem blauen Halsband fest. „Du bleibst gefälligst hier, deine Mutter würde es nicht gefallen, wenn dir was zustößt, was soll ich ihr dann sagen?“

Doch sie konnte mich nicht umstimmen, so riss ich mich von ihrem Griff los, wobei meine Glocke am Halsband abfiel, und rannte noch einmal in den Garten von Quince, wo der Zaun mit dem Loch sein musste. So leise es ging, schlich ich mich näher heran, ging noch einmal sicher, dass mir niemand folgte, und rannte hinaus in den gefährlichen Wald, wo uns einmal der Tigerkater angegriffen hatte. Von einer Pfote auf die andere setzend, blickte ich immer wieder in die Gebüsche, roch jeden Geruch, der gefährlich sein könnte, und hielt meine Ohren offen. Doch ein Schaudern durchfuhr meinen Körper, denn am Boden fand ich plötzlich das Glöckchen, wo es normalerweise an Tinys Halsband befestigt war, und roch sofort daran. Seine Spur führte wieder in ein tiefes Buschwerk und kroch somit in die Blätter hinein, wobei ein Teil meines Fells an den Ästen hängen blieb. Schließlich erreichte ich einen kleinen Bach und meine Kehle fühlte sich von dem langen Marsch so trocken an. Vorsichtig beugte ich mich über das Wasser, nahm ein paar Maulvoll davon, allerdings fiel ich ins Wasser hinein. Kreischend und planschend schrie ich um Hilfe, sank dabei immer wieder ins Wasser hinein. Kurz, bevor es noch schlechter mit mir ausging, hielten mich starke Kiefer an mein Nackenfell fest und zogen mich aus dem Wasser. Doch die Gefahr war noch lange nicht vorbei, denn der Strom wurde immer schneller, und derjenige, der mich an den Nacken festhielt, war auch kurz davor zu ertrinken, aber letztendlich schafften wir es doch am Ufer, und hustend und keuchend erkannte ich endlich meinen Retter. Es war wieder diese blaugraue Kätzin, die mich und Tiny schon einmal vor dem Tigerkater gerettet hatte. „V-vielen Dank…“, keuchte ich zu ihr, doch diese beendete meinen Satz und sagte mir ihren Namen: „Blaupelz, du musst mir nicht danken, Kleines, aber sage mir doch mal, wie ist denn dein Name?“ „S-Snow..“, gab ich nur von mir, und die Kätzin deutete mit ihrer Schwanzspitze in einer Richtung. „Es wird langsam spät, es wäre für das Beste, wenn du heute Nacht im Lager schlafen würdest, ich bin mir sicher, dass Abenstern einverstanden sein wird.“ Noch immer mit zitterndem Körper nickte ich nur knapp und folgte der Katze vorsichtig, ohne dabei zu vergessen, dass ich noch immer nach meinem besten Freund suchen muss. Wo steckte er und was machte er?

-Tiny-

Seit drei Wochen nach meinem Ausbruch lebte ich seit einiger Zeit bei Lola und ihren Freunden Pepper und Oliver, die mir unter anderem beibrachten, wie man im Wald auf die Jagd ging und sich gegen Angreifer verteidigt. Inzwischen hatte ich die drei ins Herz geschlossen, sie waren eine Art zweite Familie für mich gewesen. Eines Nachts, als der Mond besonders hell schien, erzählte mir die ältere, kastanienbraune Streunerin eine besonders interessante Geschichte. „Also mein Kleiner, höre gut zu, denn diese Geschichte wird dir in der Zukunft noch was sehr Nützliches gelehrt haben. Es gab einmal eine Legende unter den Straßenkatzen, dass eine bestimmte Katze eines Tages von den Felllosen abgehauen war, mit viel Wut im Bauch. Man hatte von ihm gehört, er sei als Junges oft gequält worden und beinahe von einen dieser räudigen Wildkatzen getötet worden, doch sein Verstand rettete ihm das Leben. Dann zog es ihn an den Straßen und wollte ein neues Leben beginnen. Er brauchte viel Mut und Stärke um durchzukommen, aber dann, so hieße es, habe er eine ganze Horde von Hunden getötet und deren Zähne an seinem Halsband angebracht, als Zeichen der Stärke.“ Gebannt schaute ich tief in den feurigen Augen der alten Kätzin, als sie mir diese Geschichte erzählte. „Und was wurde denn aus ihm, lebte er wirklich, wie sah er aus?“, löcherte ich ihr Fragen in den Bauch.

Diese sah in eine bestimmte Richtung und miaute schließlich mit krächzender Stimme: „Keiner weiß, ob er tatsächlich lebte oder nicht, aber angeblich wäre sein Name Dark gewesen und dass er später seine Kindheitsfreundin wiedertraf, in der er sich verliebt hatte. Danach kehrte er den Straßenkatzen dem Rücken zu und lebte glücklich mit ihr bis in alle Tage.“ Bei diesen Worten wurde mir speiübel, ich wollte niemals etwas mit Liebe zu tun haben, so kitschig können die erwachsenen Katzen sein. Dieselbe Reaktion teilte auch Oliver mit mir, nur Pepper schien gut gelaunt zu schauen. „Das war eine wunderbare Geschichte.“, sagte die dunkelschildpattfarbene zu ihr. Auch ich sah Lola fast begeistert zu ihr, aber auch angewiedert, wegen dem Ende. „Nun meine Lieben, es wird Zeit zu schlafen, morgen haben wir noch eine Menge zu tun.“, krächzte sie zu uns und legte sich am Ast eines Baumes schlafen. Auch der rotbraune Kater legte sich schlafen, nur Pepper blieb eine Weile wach. „Na, Tiny, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie mich voller Mitgefühl, anscheinend wusste sie, dass ich jemanden vermisse. Etwas erstaunt fuhr ich zu ihr hoch, wollte es zuerst protestieren, aber dann sprach ich meine ganzen Gedanken aus. „Weißt du, als ich noch bei meiner Mutter war, haben mich meine Geschwister immer geärgert, nur weil ich der kleinste im Wurf war. Sie ließen mich nie mitspielen bei ihren Spielen, sagen böse Worte zu mir und meinten sogar, dass, wenn ein Fellloser keine Katze haben möchte, dass diese ertränkt werden.“ Nun kam die dunkelschildpattfarbene Kätzin zu mir und legte ihren Schweif tröstend um mich herum. „Du tust mir so leid, mein Lieber, aber es ist doch nicht schlimm, klein zu sein, wichtig ist nur, dass du mit dir selbst zufrieden bist, und wir mögen dich so, wie du bist.“ Ihre Worte trösteten mich ein bisschen und schnurrend kuschelte ich mich an ihrem Fell. „Weißt du, ich habe mir schon immer eine große Schwester gewünscht, so wie du.“, sagte ich leise zu ihr. „Außerdem hatten nicht alle Katzen was gegen mich, es gab nämlich eine, die mich so mochte, wie ich bin. Sie war so weiß wie der Schnee, ihre Augen, so grün wie das Gras.“

Dann fragte mich Pepper: „Wie hieß denn deine kleine Freundin?“ Etwas betrübt beantwortete ich ihr die Frage: „Sie heißt Snow und sie war wirklich die allerbeste Freundin für mich gewesen, aber dann war der Tag, an dem ich weglief. Ich hatte unsere Freundschaft beendet, aber nur, damit sie nicht in Gefahr gerät, weißt du, ich habe sie damals vor dem bösen Tigerkater beschützt, der uns angreifen wollte.“ Mit trübseliger Miene schaute die Kätzin zu mir, deutete mit der Schwanzspitze auf etwas Bestimmtes. „Komm mal mit, ich will dir etwas zeigen.“ Neugierig folgte ich der dunkelschildpattfarbenen durch eine dunkle Lichtung, bis wir an einem Baum kamen, wo anscheinend bestimmte Kratzspuren an deren Rinde standen. „Weißt du, bevor ich mich Oliver und Lola angeschlossen hatte, lebte ich in einer Stadt mit einem Hafen, und dort traf ich einst meine große Liebe. Dieser Kater war auch gleichzeitig mein Kindheitsfreund gewesen. Dann, eines Tages, wurden wir Gefährten und trafen uns an diesem Baum, um unsere Liebe ewig zu versiegeln, indem wir an den Rinden dieses Baumes unsere Krallenspuren kratzten. Schließlich erwartete ich Junge von ihm und gebar ihm eine Tochter, die wir Sheila nannten. Aber dann nahmen mir eines Tages die Felllosen meine Tochter weg und ein paar mordrünstige Katzen brachten meinen Gefährten um, und seitdem lebe ich nun mit den Beiden zusammen.“ Sie gab ein tiefes Seufzen von sich, und tröstend streichte ich ihr mit meiner weißen Vorderpfote über den Rücken. Es tut mir so leid das es dir passiert ist, aber wo auch immer er steckt, er ist jetzt in Sicherheit.“ Langsam lächelnd stupste sie mich zu Seite und miaute: „Du bist so ein süßer, kleiner Kater, manchmal wünschte ich, dich als Sohn zu haben.“ Bei diesen Worten heiterte sich mein Gesicht auf und wollte mich gerade an ihr schmiegen, als plötzlich ein lautes Jaulen losging. „Da ist irgenetwas passiert, komm Tiny, wir müssen zu den anderen.“, fauchte mich Pepper in der Eile an und rannte mit mir zurück zur Baumhöhle. Als wir dort ankamen, fanden wir nur noch zwei Leblose Gestalten. „Oliver, Lola, nein.“, jaulte Pepper laut auf und schmiegte sich an ihren kalten Körpern. „Sie sind tot.“


-Snow-

Die Dunkelheit brach hinein, als die blaugraue Kätzin und ich in eine Schlucht ankamen und ein großes Ginsterbusch sah, der eine Art Kreise bildete. „Dort drinnen ist der Lager des DonnerClans.“, flüsterte sie leise zu mir, schaute sich noch einmal um und schlich sich in einen Tunnel hinein. „Weißt du, wir lassen normalerweise keine Hauskätzchen in unser Lager herein, aber bei dir mache ich eine Ausnahme.“, sprach sie mit etwas finsterer Miene zu mir, sprang vor einem großen Stein, vor dem sich eine Art Eingang bildete, der mit Ranken bewachsen war. „Warte hier auf mich, ich hole eben meinen Anführer herbei.“, zischte die blaugraue zu mir, lief zu der Höhle und sagte mit leiser Stimme: „Abendstern, bist du noch wach? Ich bin es, Blaupelz.“ Eine langhaarige, hellrote Katze, deren Ohr auf einer Seite zerfetzt war, trat verschlafen aus der Höhle hervor und knurrte nur etwas verärgert: „Blaupelz, weißt du eigentlich wie spät es ist? Und was hat ein Hauskätzchen hier zu suchen?“ Dabei deutete er mit seiner Schwanzspitze auf mich, sah mich mit grimmiger Miene an. Erschöpft wandte sich die blaugraue Kätzin zu ihm. „Aber Abendstern, dieses hier ist noch ein Junges, gut, sie ist schon fast im Alter einer jungen Schülerin, aber sie hat sich hier verlaufen und weiß nicht wie sie nach Hause kommt. Kann sie denn nicht wenigstens für eine Nacht hierbleiben.“

Flehend sah ich ihn in seine gelben Augen, und mit einem tiefen Seufzer meinte er: „Also schön, aber nur eine Nacht. Morgen, bei Sonnenaufgang, hat sie unser Lager verlassen, oder ich sorge dafür, dass sie von hier verschwindet.“ Knurrend zog er sich wieder in die Dunkelheit der Höhle zurück, während die blaugraue Kätzin, deren Name also nun „Blaupelz“ handelte, mir einen Bau mit weiteren Katzen zeigten, die etwa in meinem Alter waren wie ich. „Weißt du, Snow, dass hier ist der Bau der Schüler, dort kannst du heute Nacht schlafen. Aber denke daran, bei Sonnenaufgang das Lager zu verlassen.“ Mit diesen Worten wandte sie sich von mir ab, lief in eines der anderen Bauten und ließ mich allein am Eingang des Schülerbaus zurück. Leise und neugierig streckte ich meinen Kopf hinein und konnte zwei Katzen entdecken, einen weißen Kater, dessen Ohren buschig waren, und der andere war der dunkelbraun getigerte Kater, der mich und Tiny vor wenigen Wochen angegriffen hatte. Leise und bedacht, nicht die anderen aufzuwecken, rollte ich mich in einen der Nester ein und schlief sofort ein, auch wenn die Geräusche der Nacht noch etwas ungewohnt waren. Doch auf einmal, nach wenigen Momenten, war ich nicht mehr in dem Nest wo ich schlief, sondern an einem Weg, den die Felllosen immer benutzten und dort viele Mülltonnen herumstanden. Alles schien normale, die Geräusche der Monster, die herumfuhren, die Schritte der Aufrechtgeher, das Bellen von Hunden, wenn sie eine Katze sahen. Doch dann schien alles zu verschwinden und anstelle von einer grauen Straße, wurde es zu einem blutroten Fluss, und an einer der Mülltonnen stand eine kleine, schwarze Katze, dessen Seele anscheinend voller Rachegelüsten und Blutdurst überfüllt war. Aber noch schlimmer waren die Augen dieser Katze, denn sie waren eiskalt, eiskalt wie das kälteste Eis, was im Winter je entstehen konnte. Auf einmal fuhr mein ganzes Nackenfell hoch, denn jemand rief meinen Namen. „Snow! Snow!“ Ich konnte nicht identifizieren, essen Stimme es war, aber sie kam mir so bekannt vor. „Tiny, wo bist du?“, schrie ich nach ihm, aber keine Antwort. Und als plötzlich die schwarze Katze mit ihren messerscharfen Krallen auf mich stürzte, schrie ich kurz auf und landete wieder im Bau, wo die zwei anderen Katzen noch schliefen.

Aufgeregt atmete ich einmal tief ein und bemerkte, dass es nur ein Alptraum gewesen war und wollte leise hinaus spazieren, als plötzlich der weiße Kater die Augen öffnete und erschreckt aufjaulte: „Waah, was hat eine Hauskatze hier zu suchen.“ Und so schnell ich konnte, rannte ich aus dem Bau heraus, verließ sofort das Lager der blaugrauen Kätzin, stieg die Schlucht hinauf und suchte mir Schutz unter einem Baumstamm. Erst nachdem ich mir sicher war, dass mir keiner gefolgt war, drehte ich mich um und stellte erschrocken fest, dass dort eine Bewegung im Gebüsch war. Erst einige Momente später, als das tiefe Rot der Morgensonne an den Büschen vorbeiging, erkannte ich die blaugraue Gestalt von Blaupelz, die mir etwas vor mir auf dem Boden legte. „Du hast mir eine Maus mitgebracht?“, fragte ich sie verblüffend. Sie sah sich kurz um, dann antwortete sie mir: „Sie gehört dir, du musst bestimmt Hunger haben vom all der langen Reise. Jetzt isst du erstmal was und dann bringe ich dich zurück zum Zweibeinerort, wo du deine Reise fortsetzen kannst, mein Kleines.“ Misstrauisch beschnupperte ich die Maus, denn sie könnte ja auch giftig sein, aber vor Hunger geschwächt nahm ich mir erst einen Bissen, dann drei und schließlich mehrere, bis das ganze Tier verspeist wurde, außer die Knochen. „Vielen Dank, dass schmeckt noch viel besser als das Futter, was ich immer bekam.“ Schmunzelnd blickte sie mich mit ihren blauen Augen an, dann begleitete sie mich zurück zur Vorstadt. Auch wenn ich es nicht wusste, so müsste mein Traum bedeuten, dass ich vielleicht in der Stadt weiter nach ihm suchen sollte. Zusammen mit der blaugrauen Katze machte ich mich auf dem Weg zur Stadt.

-Tiny-
Noch immer hatte ich die kalten, toten und blutverschmierten Körper von Lola und Oliver im Kopf, als ich allein im Dickicht des Waldes herumirrte. Gleich, nachdem Pepper die beiden tot aufgefunden hatte, wollte ich sie lieber allein lassen und ihr nicht noch mehr schmerzen hinzufügen. Außerdem hatte ich sie sagen hören, dass sie keine einzige Katze mehr sehen wollte. Warum nur war ich so klein und bringe dort, wo ich bin, immer Unglück? Erst der Angriff des Tigerkaters, wo ich meine Freundin in Gefahr gebracht hatte, dann das Feuer in der Vorstadt und schließlich der Tod von meinen neuen Freunden. Inzwischen schien die Sonne hoch am Himmel und ich konnte den Geruch einer Maus riechen. Dank des Jagdunterrichts konnte ich schnell ihre Duftmarke verfolgen und daraufhin sehen, und bevor sie weglief, sprang ich schnell auf das kleine, braune Tier drauf und erlegte sie mit einem Biss. Dabei schmeckte ich etwas, und zwar noch intensiver als sonst. Mit Rachegelüsten, bald den dunkelbraun getigerten Kater zu töten, der mich und Snow beinahe erlegt hatte, stieß ich meine Krallen in das Fell der Maus, sodass ihr Blut hinaus spritzte und mein schwarzes Fell verschmierte, doch das machte nichts. Nach dieser Aktion beschloss ich, meine Mahlzeit zu genießen und bemerkte dabei, dass ich in der Nähe der Großstadt war. Vielleicht, aber nur vielleicht, konnte ich ja dort mein Glück finden.

Mit den letzten schnellen Bissen war nichts mehr von meiner Beute übrig, außer den Knochen, und nach einem kleinen Schläfchen machte ich mich auf dem Weg zu meinem neuen Zuhause. Als die Sonne allmählich nach unten sank, ein Zeichen, dass der späte Nachmittag kam, erreichte ich plötzlich einen Ort, wo mehrere Mülltonnen auf einmal lagen, mit den Gerüchen von stinkenden Straßenkatzen, Ratten und Müll. Meine Nase kniff sich bei dem Gestank zu, doch blieb ich tapfer und lief weiter die Gasse entlang. Doch dann, völlig unerwartet, stieß mich ein grauer Kater, dessen Ohr von einem Kampf anscheinend eingerissen war und eines seiner Eckzähne aus dem Maul absteht, an der Seite an und fluchte auch noch: „Mäusedreck, pass doch nächstes Mal auf, wo du langschlenderst, Grünschnabel.“ Dann sprang er mit knurrenden Lauten davon und schenkte mir kaum weiter Beachtung. Danach, als ich die Gasse endlich hinter mir hatte, hörten meine Ohren plötzlich das Knurren von einem Hund. Aus der Ecke kam eines dieser Flohpelze auf mich zu, und kreischend und fauchend, zog ich mich schnell zurück. Doch bevor der Hund mich erreichen konnte, kamen plötzlich zwei Felllose auf ihn zu, brachten ihn eine Ranke an der Leine an und liefen jaulend die Gasse, wo ich mich zwischen eines der Mülltonnen versteckte. Seufzend vor Erleichterung fiel mir auf, dass der Hund eines seiner Zähne verloren hat und dieser könnte mir beim durchschneiden meines Halsbandes helfen.

Darauf bedacht, nicht den spitzen Zahn an meinem Nacken streifen zu lassen, ließ ich es durch eines der Löcher meines violetten Halsbandes durch, aber statt es zu durchschneiden, steckte der Zahn fest. Enttäuscht, aber auch von dem Gestank des Zahns angewidert, kauerte ich mich auf dem Boden, maunzte dabei leise zu mir selbst: „Ach Snow, ich wünschte so sehr, du wärst bei mir, ach wäre ich doch nur nicht so ein Dummkopf gewesen, dann wären wir jetzt noch Freunde.“ Und wütender fügte ich hinzu: „Und hätten mich Ruby und Socks mich nicht so geärgert, wäre dies alles nicht passiert.“ Fauchend knallte ich mit meinen Pfoten gegen eines der Mülltonnen, aber der Schlag tat ziemlich weh. Doch durch meine Wutattacke bemerkte ich nicht zwei Straßenkatzen, die hinter mir standen und mit ihren funkelnden Augen anschauten. Sofort sank ich unterwürfig auf die Kauerstellung, sah dabei in die grünen, leuchtenden Augen eines massigen, schwarz-weißen Katers. „Na los, steh auf Kleiner.“, knurrte er zu mir und ich befolgte seine Anweisung. Doch statt mich anzugreifen, fragte er mich verblüfft: „Woher hast du diesen Zahn?“ Dabei schaute ich verwundert auf meinen Halsband, in denen noch immer der Zahn des alten Flohschleuders war, aber statt die Wahrheit zu sagen, erzählte ich ihm Folgendes: „Ach so, dieser Zahn, tja, da war neulich ein riesiger Hund mit sehr scharfen Zähnen, er war richtig gefährlich und zerfleischte alles, was vor seinem stinkenden Mundwerk kam. Aber seine Schreckenszeit war vorbei, als ich diesen Riesenköter zu Boden gestreckt hatte und als Trophäe habe ich diesen Zahn.“ Und als ich zu dem schwarz-weißen Kater aufblickte, schien dieser vor Furcht zu zittern, ebenso eine rötlich, braune Kätzin, auf deren Schulterblatt ein Büschel Fell fehlte. Zum ersten Mal schienen mich Katzen zu bewundern anstatt auszulachen, doch bevor ich in diese Bewunderung vertieft war, fragte mich der Kater: „Wenn du so mutig bist, würdest du uns einen Gefallen erledigen?“

Mit gespitztem Ohr hörte ich nun der Kätzin zu, der den schwarz-weißen ablöste: „An einer Müllhalde, in der unsere Gruppe lebt, ist vor einiger Zeit ein bösartiger Hund hierhergezogen und hat viele unserer Mitglieder getötet, meinst du, du könntest ihn verjagen, damit wir wieder hierher zurückkehren können?“ Ich wollte nicht wie ein Angsthase dastehen, und so stimmte ich deren Bitte zu und folgte ihnen zu der Müllhalde. Dort angekommen, schlich ich mich näher heran, so leise wie möglich. Doch es brachte nichts, denn der Hund war schon in der Nähe und schien mich zu bemerken. Vor Angst hätte ich mir beinahe ins Fell gemacht, aber dann fiepte der Flohpelz und haute schließlich jaulend ab. Zurück blieb wieder ein Zahn, den er sich hinaus gerissen hatte, als er weglief. Erst als ich mich an der Mauer umdrehte, wusste ich auch, wovor der Hund Angst hatte. Es war mein Schatten, der sehr gigantisch wirkte. Triumphierend steckte ich den zweiten Zahn in mein Halsband hinein, dann tapste ich zurück zu den zwei Katzen, wobei sich nun mehrere gesellt haben, und lobten mich erfreut: „Gut gemacht Kleiner, übrigens, mein Name ist Knochen, und dass hier ist Ziegel.“ Dann kam eine Katze zu mir und fragte nach meinen Namen: „Und wie lautet deiner?“ Überlegend stellte ich fest, dass der Name Tiny gar nicht nach einem tapferen Kater klang, weshalb ich auf einmal die Stimme von meiner Mutter hörte, die mir nach ihrer Geschichte folgendes sagte: „Diese Waldkatzen sind eine Geißel auf allen Namen der guten Katze.“ Als mir das Wort Geißel plötzlich wieder einfiel, hatte ich auch schon eine Antwort. „Mein Name ist Geißel.“, miaute ich selbstbewusst zu den anderen Katzen, und diese luden mich ein, in ihrer Gruppe zu bleiben. Ich wusste, wenn ich weiterhin solche Taten vollbringe, werde ich eines Tages den Respekt bekommen, den ich immer wollte. Ich will ja nichts anmerken lassen, aber es trifft auf mich: niemand hatte jemals, außer vielleicht Snow und meine ehemaligen Freunde, gefragt, was mein Name ist. Es ist nicht mehr „Tiny“, von nun an soll man mich als Geißel kennen. Und diese Katzen sollen mich als Geißel kennenlernen.

-Snow-
Die Sonne ging unter, als ich mit Blaupelz die Stadt erreicht hatte. Ich wusste, ab dem Punkt war ich wieder allein auf mich gestellt, also verabschiedete ich mich von der blaugrauen Kätzin, die mir so viel geholfen hat. „Ich wünsche dir noch alles Gute und ich hoffe, du findest deinen Freund wieder.“, rief Blaupelz zu mir, doch bevor sie verschwand, fiel mir auf, dass ihr Bauch anscheinend angeschwollen war. Ob sie Junge erwartete? Doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich unbedingt Tiny finden musste, denn nur so konnte ich sicher sein, dass er in Sicherheit war. Mein Weg führte durch viele Gassen und Straßen, aber glücklicherweise fuhr keines der Monster entlang, also konnte ich beruhigt über den gepflasterten Weg gehen. „Ach Tiny.“, jammerte ich leise vor mir hin. „Warum hast du mir nicht gesagt, warum du weggerannt bist, ich wäre doch mitgekommen.“ Doch dann fiel mir wieder die Situation ein, wo er mich damals vor dem Kater gerettet hatte und wie er mir das Leben gerettet hatte. „Wollte er nicht, dass ich wieder in solche Gefahr kam?“, fragte ich mir selbst und schnurrte glücklich, während ich weiter einer Straße folgte, wo viele Bäume wuchsen. Mein pechschwarzer Freund wollte also nur, dass mir nichts passieren würde, und das war irgendwie süß von ihm. Als es schließlich dunkler wurde, beschloss ich, für heute Nacht unter einer Kiste zu schlafen, die in der Nähe eines Meeres stand, worauf ich schließen konnte, dass es sich um einen Hafen handelte. Etwas ungemütlich war es da drinnen, aber was Besseres gab es nicht, außerdem begann mein blaues Halsband langsam an meinem Hals zu jucken, weshalb ich daran herumkratzte.

Die Nacht verlief wunderbar, als plötzlich ein Knurren aus weiter Ferne kam. Ermüdet und sauer rief ich nach draußen: „Kannst du nicht deinen Mund halten, hier will jemand schlafen.“ Aber das Knurren wurde langsam ein Bellen und ein großer, wütender Hund erschien vor mir. Zischend rannte ich schnell davon, doch das riesige Tier verfolgte mich bis zu einer Lagerhalle, wo statt Kisten mehrere Körbe standen. Als ich mich in eines der Zwischenräume verstecken wollte, spürte ich den heißen Atem des Hundes und konnte seine spitzen Zähne sehen. Doch der hatte nicht viel Glück, denn eines seiner Zähne war wohl abgerissen. Aber das spielte keine Rolle mehr, denn gleich werde ich zerfleischt, aber vorher fiepte ich noch nach draußen: „Tiny, wo immer du auch bist, ich hoffe du bist glücklich dort.“ Und dann schnappte der Hund nach mir zu. Einen Moment lang schloss ich die Augen, um es nicht kommen zu sehen, da ertönten plötzlich mehrere laute Geräusche, wie Sirenen und andere laute Gegenstände. Der Hund wurde so sehr erschreckt, dass ihn wieder eines seiner Zähne verloren ging und rannte bellend davon. Erleichter schaute ich hinauf auf den Regalen und sah drei Katzen im Mondlicht: Eine war eine hellgraue Kätzin, wo ihr allerdings ein Auge fehlte, während eine anderer steingrau war und eine seltsame Musterung hatte. Die dritte Katze war ein grauer Kater mit einem abstehenden Eckzahn und sah sehr grimmig aus. „Hey Kleines, was machst du hier so allein?“, fragte mich die Kätzin, sprang von dem Regal ab und schaute mich überrascht an. „Wir haben nur so wenige Gäste hier, wie heißt du denn?“ „Mein Name ist Snow.“, stellte ich mich vor und sah dabei in die Augen der drei Katzen. „Gut, mein Name ist Sheila, und diese zwei hier heißen Rocky und Spike.“

Auch die beiden Kater schienen sich nun zu beruhigen und begrüßten mich freundlich, dann deuteten sie auf vier Körbe und ein paar Näpfe. „Weißt du, nach einer langen Reise solltest du etwas essen und schlafen.“, schlug mir Spike vor, fing sich schnell eine Maus und legte sie in den Napf hinein. Gierig nahm ich mehrere Bissen von der Beute, bis mein Bauch voll war und mich in den Korb hinlege, was schön weich war. Dann verfiel ich auch sofort in einen Schlaf, und diesmal träumte ich nicht von der blutrünstigen Katze, sondern von zwei Katzen, eine in Weiß und eine in Schwarz, die sich aneinander gekuschelt hatten und den Sonnenuntergang anschauten. Ob diese beiden Katzen wohl Tiny und ich in der Zukunft waren? Aber dies war unmöglich, immerhin war er spurlos verschwunden. Am nächsten Morgen wollte ich gar nicht aufwachen, aber dann überkam mir der Geruch von Katzenfutter und ich sah die drei zusammen fressen. Mit erhobenem Schultern gesellte ich mich zu denen, aß den ganzen Napf leer und wollte wieder aufbrechen. „Es war schön mit euch, aber ich muss weiterziehen.“, wollte ich mich von Sheila und ihren Freunden verabschieden, als sie zu mir riefen: „Warte Snow, bleibe bitte hier.“ Auch Rocky stimmte mit ein: „Du könntest bei uns Hafenkatzen bleiben, ach bitte, bleibe bei uns, wir mögen deine Gesellschaft.“ Auch wenn ich sie nicht gut kannte, so waren diese Hafenkatzen sehr freundlich zu mir gewesen, also beschloss ich doch, hierzubleiben. „Na gut, ich werde bei euch bleiben.“ Freude strahlend miaute Spike zu mir: „Du wirst es nicht bereuen, als Hafenkatze trifft man auf so viele Katzen und diese erzählen uns oft Geschichten.“ In mir stiegen Hoffnungen auf, wer weiß, vielleicht sehe ich meinen besten Freund eines Tages wieder. Hörst du, Tiny, ich werde immer auf dich warten, egal wie lange es dauert.
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BeitragThema: Re: -Geißels Geschichte-   -Geißels Geschichte- EmptySo 03 Feb 2013, 18:11

OMG, hast du die ganze Geschichte gepostet?!
Aber ich bin sie am lesen, hab grad nur nicht so viel zeit.
Aber das was ich bis jetzt gelesen hab ist echt gut, Abend!
Mach weiter!
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BeitragThema: Re: -Geißels Geschichte-   -Geißels Geschichte- EmptyMo 04 Feb 2013, 04:41

Ich habe erst de Anfang gelesen, aber der ist cool!
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BeitragThema: Re: -Geißels Geschichte-   -Geißels Geschichte- EmptyMo 04 Feb 2013, 05:43

abend die ist gut, ich zabe zwar noch nicht alles gelsen , aber WOW!!!
du solltest sie vielleicht in mehrere Spoiler packen,...
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